„Erinnern für die Zukunft"

12.11.2018

„Erinnern für die Zukunft"
„Erinnern für die Zukunft"
Rückblick am 9. November
 
Unter dem Motto „Da war doch was? - Erinnern für die Zukunft" fand am 9.11.2018 ab 15.30 Uhr in der Gifhorner Innenstadt ein Stadtrundgang aus Anlass der Reichpogromnacht statt. Die Veranstaltung wurde getragen von der Stadt Gifhorn, der ev.-luth. und der katholische Gemeinde Gifhorn. Schülerinnen und Schüler der Freiherr-vom-Stein-Schule, IGS, des OHG und der BBS 1 beteiligten sich und berichteten von Menschen in Gifhorn mit jüdischen Hintergrund  zur Zeit des Nationalsozialismus. Auf dem Weg durch die Fußgängerzone vom Schillerplatz bis zur Torstraße wurde jeweils an den Wohn- und Arbeitsorten Gifhorner Jüdinnen und Juden Station gemacht und aus dem Leben und Wirken der Menschen erzählt. So wurde die Vergangenheit gegenwärtig. Dazu hatte der Historiker Dr. Manfred Grieger seine Veröffentlichung und zahlreiche Materialien zur Vorbereitung zur Verfügung gestellt.
Sarah Klemm (BGW 12.2) erzählte aus dem Leben von Frieda Salomon, Halide Kocak (BGW 12.1) und Selma Gökkus (BGW 11.2) hatten sich in das Leben der Familie Schwannecke aus der Torstraße 5 eingearbeitet. Es war eigenartig, jetzt vor dem Geschäft zu stehen und zu wissen, wie hier die antijüdische Haltung der Bevölkerung seinerzeit die Inhaber zur Aufgabe brachten. Oder dass der Sohn Gustav Schwannecke als Mischling ersten Grades galt und somit nicht seine Freundin Margarete Bühring heiraten durfte.  Oder dass die Sparkasse Gifhorn im vorauslaufenden Gehorsam das Konto von Frieda Salomon, die den Haushalt der Familie führte, sperrte.
 
„Überlebt... aber", so hieß es in der Torstraße 5 jedoch: Gustav Schwannecke konnte nach dem Krieg Margarete Bühring heiraten - er wurde sogar Bürgermeister. Auch Frieda Salomon überlebte; sie wurde 75 jährig als zu krank für den Transport gemeldet. 1949 starb sie an Herzschwäche und Lungenentzündung. Doch noch im Sterbebuch wurde handschriftlich vermerkt: „Jüdin".  
Zeitweise nahmen über 150 Menschen an dem Stadtgang teil. Damit solch eine Veranstaltung durchgeführt werden kann, braucht es auch Ordner: diesen Dienst übernahmen Justus Jesse und Florian Aichmeier (beide BGW 12.1). Die Veranstaltung endete auf dem Marktplatz mit einer Kundgebung und Gebet.
 
Text und Fotos: Christiane-B. Julius
 
 
 
 
"Da war doch was?" Erinnern für die Zukunft
In Gedenken an das Ende des 1. Weltkrieges 1918 und die Reichpogromnacht 1938 findet am 9. November ab 15:30 Uhr auf dem Schillerplatz (Gifhorn) ein Stadtrundgang über jüdisches Leben in Gifhorn statt.

Rundgang zu den Wohn- und Arbeitsstätten von Gifhorner Juden

aus der Zeit des Nationalsozialismus

Treffpunkt: 9. November 2018 um 15:30 Uhr auf dem Schillerplatz

An jeder Station gibt es Erläuterungen von Historikern und Schülern

1. Schillerplatz 2 "Enteignung und Widerstand" Erich Lehmann - Dr. Grieger

2. Steinweg 73 "Presse und Antisemitismus in Gifhorn" Willy Redlich - 9. Klasse Freiherr-vom-Stein-Schule Gifhorn

3. Bodemannstraß13 "Suizid als Ausweg" Willy Redlich - 9. Klasse Freiherr-vom-Stein-Schule Gifhorn

4. Steinweg 19 "Die Rolle der Kirchen" Otto Schwannecke - 10. Klasse Otto-Hahn-Gymnasium Gifhorn

5. Steinweg 13 "Schuld und Versöhnung" Die ehemalige Synagoge - Frau Pfannschmidt, Herr Wrasmann, Herr Baban

6. Torstraße 12 "Was bleibt..." Bertha Müller - 10. Klasse IGS Gifhorn

7. Torstraße 5 "Überlebt, aber..." Frieda Samuel und Gustav Schwannecke jun. - 11. und 12. Klasse BBS 1 Gifhorn

8. Marktplatz Kundgebung und Gebet auf dem Marktplatz