Unterricht - modern, innovativ und digital
28.04.2022
Unterricht von heute muss nicht nur handlungsorientiert, schülerzentriert und informativ sein. Neuste Technik macht es möglich, Praxis und Theorie ideal zu verknüpfen.
Die Lehrerinnen und Lehrer der Bildungsgänge in den Berufsfeldern Pflege (Pflegeassistenz, Pflegefachfrau/Pflegefachmann) und Sozialpädagogik (Sozialassistenz, Erzieherin/Erzieher) entwickeln gemeinsam Lernwelt-Konzepte für einen zukunftsfähigen Unterricht an den BBS 1 Gifhorn.
Ziel ist es den Perspektiven für zukünftigen Unterricht an den BBS 1 zu entwickeln und sich schrittweise auf den Weg der Umsetzung zu machen.
Durch ein Sim Lab (Simulationstraining) und ein Skills Lab (kompetenzorientiertes Training) können berufsspezifische Fertigkeiten und Fähigkeiten digital, kooperativ und individualisiert gelehrt und gelernt werden. Simulation- und ein Skills-Lab ermöglichen eine praxisnahe Ausbildung an beruflichen Schulen und eine grundlegende Verbesserung des Theorie-Praxistransfers unter Berücksichtigung zukunftsweisender, fachlicher, wissenschaftlicher und rechtlicher Veränderungen.
In einem Sim Lab können kleine Gruppen pflegerische und pflegepädagogische Szenarien in unterschiedlicher Komplexität mit einer Simulationspuppe oder einem Simulationspatienten entwickeln, durchführen und reflektieren. Das besondere sind Simulationspuppen, die während der Pflegesituation Feedback, auch u.a. in haptischer Form, geben können.
Abschließend werden im Rahmen einer geschützten, strukturierten Nachbesprechung (Debriefing) wichtige Erfahrungen, Ereignisse, Handlungen und Interaktionen individuell reflektiert, kriteriengeleitet analysiert und Transfermöglichkeiten für die Praxis erarbeitet. Für diese Szenarien können verschiedene Settings (z.B. häusliche, stationäre oder klinische Situationen) simuliert werden.
Ein Skills Lab ermöglicht ein zielgerichtetes Training mit neuen Lernformaten (Virtual Reality und Augmented Reality) zu planen, umzusetzen und zu beleuchten. Als Virtual Reality (VR) wird die Darstellung und gleichzeitige Wahrnehmung einer scheinbaren Wirklichkeit und ihrer physikalischen Eigenschaften in einer in Echtzeit computergenerierten, interaktiven virtuellen Umgebung bezeichnet. Die Anwendungen sind dabei vielfältig: Angefangen von „einfachen“ berufsbezogene Fallpräsentationen (vordefinierte Sequenzen, denen der Lernenden folgt) bis hin zum virtuellen Patienten, der auf Sprache und nonverbale Interaktion reagieren kann. Hinzu kommen Augmented Relality (AR) Anwendungen, die beispielsweise die Anatomie des Menschen und mögliche Abweichungen inklusive Erklärungen dreidimensional und bewegbar darstellen.
Technik im Pflegealltag, wie z.B. Robotik – beim Heben von Patienten, wird den Pflegenden entlasten und den Beruf attraktiver machen. Die Ausbildung muss die aktuellen technischen Entwicklungen nicht nur mitgehen, sondern auch weiterentwickeln.
Grundlegend für einen zeitgemäßen sozialpädagogischen Unterricht sind Lernwelten, die zum Beispiel digitales Lehren und kooperatives Lernen vereinen. Moderne Lernlandschaften sind große teiloffene Räumlichkeiten ohne konventionelle Klassenzimmerstrukturen, die ressourcenorientiertes Lernen unterstützen. Um das akustische Störpotenzial zu reduzieren, werden teiltransparente Gliederungselemente und feste Einbauten geräuschdämmend eingebaut; Türen werden überflüssig. Entscheidend für das zu Grunde liegende Konzept ist, dass der Unterricht nicht mehr zwingend auf die soziale Einheit Klasse/Kurs ausgerichtet ist, sondern auf die klassenspezifischen und individuellen pädagogischen Anforderungen reagiert.
Lernwelten in Verbindung mit teiloffenen Räumen ermöglichen u.a.:
- einen hohen Grad der Individualisierung der Arbeitsformen,
- temporäre Gruppenbildungen wie Projektgruppen und
- wechselnde themen- oder niveaudifferente Kursen unterschiedlicher Größe.
Mittelpunkt einer Lernwelt ist ein großer Gemeinschaftsraum (Marktplatz).
Dieses Zentrum der Lernwelt muss vielfältig gestaltet sein, um individuelle Lernprozesse in persönlichem Tempo an einem selbst gewählten Ort zu ermöglicht. Gruppentische, PCs, Einzelarbeitsplätze, ein Forumsbereich, Stehtische und ein Ruhebereich ermöglichen verantwortungsvolles eigenständiges Arbeiten und Lernen innerhalb offener Unterrichtskonzepte. Der Marktplatz kann auch für Präsentationen oder Stationenarbeit genutzt werden.
Vom zentralen Selbstlernbereich zweigen clusterartig Räume ab, die ähnlich Unterrichtsräumen klassischere Unterrichtsphasen ermöglichen oder Raum für Kickoff- bzw. Reflexionseinheiten bieten; diese Differenzierungsräume (Inputräume) sollen speziell Einzel-, Gruppen-, und Plenumsarbeit stärken. Flexible Einrichtungslösungen stellen bei der Gestaltung der Lernräume die Lernenden in den Vordergrund. Mobiles Inventar muss sich den Lernsituationen anpassen lassen.
Lernen soll kompetenz-, handlungsorientiert und individuell möglich sein. Unterricht muss auch demokratische Entscheidungs- und Abstimmungsprozesse fordern, fördern und dafür Raum bieten.
Wir – die BBS 1 - sind gemeinsam mit unseren Kooperationspartnern aus der Pflege und Sozialpädagogik auf dem Weg zu innovativen Unterrichtskonzepten, die sowohl die Verknüpfung von Praxis und Theorie, die Digitalisierung, als auch das individuelle selbstorganisierte Lernen berücksichtigen.
Die Bildungsgangsgruppen der Abteilung Pflege und Sozialpädagogik